Der RuheForst in der Heimat der Hildegard von Bingen

Autor: Landrat a. D. Wolfgang Hey

Lange Jahre ging man davon aus, diese faszinierende Frau des Mittelalters stamme aus Rheinhessen. Neuere Forschungen haben ergeben, dass sie mit großer Wahrscheinlichkeit die Tochter des Edelfreien Hildebrecht von Hosenbach und seiner Frau Mechthild von Merxheim war. Die Herren von Hosenbach gehörten zum linksrheinischen Hochadel und hatten eine Burg im heutigen Niederhosenbach; wahrscheinlich dort, wo heute die Kirche steht.

Hildegard wurde im Jahr 1098 n. Chr. als 10. Kind dieser Familie geboren und zu einem Leben als Nonne bestimmt. Mit 8 Jahren wurde sie zur Erziehung in die Obhut der Jutta von Sponheim, der Schwester des regionalen Grafen Mainhard von Sponheim, gegeben. Mit dieser zusammen ging sie mit 14 Jahren als Inkluse (eingeschlossene Nonne) in das Kloster Disibodenberg an der Nahe. Später wurde sie Äbtissin des daraus entstandenen Frauenklosters und siedelte 1150 mit 20 Nonnen in das neu gegründete Kloster Rupertsberg bei Bingen über, wo sie 1179 im Alter von 81 Jahren starb.

Hildegard verfasste bedeutende Schriften über religiöse, philosophische und naturwissenschaftliche Themen. Sie war in ihrer Zeit eine Autorität in Glaubensfragen, eine Philosophin, eine Dichterin, Musikerin, Naturwissenschaftlerin und Heilerin.

Ihre religiösen Schriften wurden vom Papst anerkannt. Kaiser Barbarossa suchte ihren Rat. Unerschrocken übte sie aber auch Kritik an Kaiser und Bischöfen.

Sie gilt heute als bedeutendste Frau des Mittelalters.

 

Disibodenberg

Unteres Bild: Klosterruine Disibodenberg, historische Aufnahme. Zur Verfügung gestellt vom Disibodenberger Hildegardis-Förderverein e. V., Odernheim (Glan)
 
Oberes Bild: Miniatur aus dem sog. Lucca-Codex, die Bildrechte liegen bei der Biblioteca Statale di Lucca, Italien